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2012, 8 Punkte, Afrika, Alexander Fehling, Der Fluss war einst ein Mensch, Deutschland, Doku+Fiktion, Dokumentation, Fiktion, Film, FSK 12, Jan Zabeil, Rezension, unter 90 Minuten
Hallo!
Heute mal ein ganz anderer Film – in dieser Richtung hatte ich bisher noch keinen gesehen.
Regie: Jan Zabeil; Idee: Jan Zabeil, Alexander Fehling; Genre: Fiktion+Dokumentarfilm; Erscheinungsjahr: 2012; Länge: 83 Minuten; FSK: 12; Produktionsland: Afrika, Okavango-Delta; Darsteller: Alexander Fehling (, Sariqo Sakega, Obusentswe Dreamar Manyima, Babotsa Sax’twee, Nx’apa Motswai)
Meine Bewertung: 8/10 Punkten
Inhalt: Ein junger Deutscher (Alexander Fehling) reist in einem afrikanischen Land. Am Ufer eines Flusses begegnet er einem alten Fischer, der ihn in seinem Holzboot tief in die Wildnis mitnimmt. Am nächsten Morgen findet er sich allein in einem schier endlosen Flussdelta. Es beginnt ein intimer Kampf mit dem Tod, mit seinen Ängsten und der eigenen Wahrnehmung. Nach tagelangem Umherirren gelangt er in ein Dorf fern der Zivilisation, doch seine Odyssee nimmt kein Ende. Immer mehr verliert er die Kontrolle in den Unwegbarkeiten einer fremden Kultur.
Meine Meinung:
Als erstes einen kleinen Eindruck zu diesem Film – vom Regisseur Jan Zabeil:
„Am Anfang stand die Faszination, eigene Grundvorstellungen von »richtig« und »falsch« und Leben und Tod über den Aufenthalt in der Fremde relativieren zu können. […]
Ich spürte dort ein Verlangen danach, mich Natur und Einsamkeit auszusetzen und mich dadurch meinen Fähigkeiten und Ängsten zu stellen. In der Begegnung mit Natur und Mensch hatte ich dort das Gefühl, an die Grenzen meines Denkens und meiner Wahrnehmung zu gelangen. Diese Erlebnisse standen in Zusammenhang mit einer anderen Art der Ordnung, die ich noch in keinem anderen Teil der Welt erlebt hatte. Diese Grenzerfahrung wollte ich aufspüren, in einem Film aufzeigen und in einer fiktionalen Handlung für andere erlebbar machen, ohne während der Realisation auf das zu verzichten, was diese Grenzerfahrung meiner Meinung nach ausmacht: Freiheit und Flexibilität durch den Verlust von Sicherheiten, das Einlassen auf die Kräfte von Zufall und Natur und das Durchleben von Fremdrealitäten, die mit der eigenen nur schwer in Einklang zu bringen sind.
[…] ich einen Film inmitten des größten Inlanddeltas der Erde ohne Drehbuch machen wollte […] Wir fanden ein Team von Mitstreitern, die für eine solche Unternehmung bereit waren, aber auch für eine Arbeitsweise, bei der nicht immer klar war, was passieren würde. Und genau deshalb sind wir lediglich zu viert auf die Reise gegangen. Wir, das sind Alexander Fehling (Schauspiel), Jakub Bejnarowicz (Kamera), Anton Feist beziehungsweise Magnus Pflüger (Ton) und ich, Jan Zabeil (Regie). […]
Uns allen war von Anfang an klar, dass das Einlassen auf die Wildnis Gefahren mit sich bringen würde. Löwen konnten wir nachts brüllen hören, Skorpione hatten wir im Zelt, Schlangen waren unsere täglichen Angstbegleiter und eines Nachts wären wir mit dem Auto fast gegen das Hinterteil eines Elefantenbullen gefahren. Einmal hätte sich Alexander [Fehling] beinahe – so wie es für die Szene geplant war – an einer bestimmten Stelle in das Holzboot gelegt. Wir hörten auf den Rat der Guides, an diesem Ort nicht mit Alexander im Boot zu drehen. Kurz nachdem wir das Boot losgeschoben hatten, tauchte direkt daneben ein Nilpferdbulle auf, der das Boot wohl in zwei Hälften gebissen hätte, wenn ein Mensch darin gewesen wäre.“
Die vier Leute sind also nach Afrika gefahren, ohne wirklich zu wissen, was sie genau drehen wollen. Es sollte ein Film werden, der einerseits diese Kultur zeigt, in der die Menschen daran glauben, dass wenn jemand von einem Krokodil gefressen wird, er zu diesem wird und seine gesamte ehemalige Familie umbringt, damit er nicht mehr alleine ist. Andererseits sollte es eben diese fiktive Geschichte eines weißen Mannes zeigen, der sich dort in der Wildnis verirrt und um Leben und Tod kämpft.
Ich finde es klasse, wie der Film gemacht ist. Es gibt keine Hintergrundmusik – das einzige, das man hört, sind die Geräusche der Natur und ab und zu mal ein paar gesprochene Worte – entweder auf der Muttersprache der Dorfbewohner oder auf Englisch mit deutschen Untertiteln (ist ein deutscher Film). Entsprechend gibt es auch sehr lange Szenen, in denen einfach so gut wie nichts passiert – die Hauptperson liegt im Boot und sonst nichts. Man muss sich darauf einlassen, sonst kann es schnell sehr langweilig sein – aber wenn man seine Zeit bewusst für diesen Film nutzt, dann ist es trotzdem ein mitreißender und spannender Film. Ich habe selber gemerkt, wie ich unter Spannung stand, obwohl ich das gar nicht erwartet hatte.
Die Stille und die langen Szenen ohne jegliche Geräusche bis auch ein paar Vögel, die zwitschern, verdeutlichen diese Trostlosigkeit, diese scheinbar ausweglose Situation in der sich die Hauptperson hier befindet. In den Teilen, in denen gesprochen wird, erfährt man sehr viel über diese für uns fremde Kultur.
Auch wie Alexander Fehling mit der Zeit aussah, war real – während des Filmdrehs haben die vier darauf besonders geachtet. Ich finde es auch sehr bewundernswert, dass sie einfach dorthin geflogen sind und diesen Film in einem – besonders für sie – so gefährlichen Gebiet. Sie wurden mehrmals von den Einwohnern gewarnt, nachts nicht auf dem Fluss zu sein (man sieht schließlich einfach nichts mehr), vor den Tieren und anderen Dingen.
Ich muss zugeben, dass ich den Film wohl gar nicht geguckt hätte, wenn ich nicht so ein Fan von Alexander Fehling wäre – aber es hat sich gelohnt! Es ist wirklich interessant, diesen Film zu gucken und er war auch spannend.
Fazit: Ein sehr guter Film, auf den man sich aber einlassen muss. Sehr interessant, hat seine ganz eigene Spannung – einfach etwas anderes.