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Medienwelten

~ Anica

Medienwelten

Schlagwort-Archiv: Rezension

Buch – Ein rassismuskritisches Alphabet

03 Donnerstag Nov 2022

Posted by Anica in Alles, Bücher, Rezensionen

≈ Ein Kommentar

Schlagwörter

Buch, Ein rassismuskritisches Alphabet, Rassismus, Rezension, Tupoka Ogette

Autorin: Tupoka Ogette; Erscheinungsjahr: 2022; Seitenzahl: 317; Verlag: cbj; Genre: Sachbuch

Meine Bewertung: 8/10 Punkten

Klappentext:

Was ist ein Ally? Was bedeutet Blackfacing? Und wo genau fangen Vorurteile an? Rassismus ist allgegenwärtig – doch was genau macht ihn aus? Wie können wir besser verstehen, wo wir ihm alltäglich begegnen, in der Gesellschaft, bei anderen und bei uns selbst? Dieses Buch basiert auf Tupoka Ogettes erfolgreichem Instagram-Alphabet und bietet einen ersten Überblick, indem es mit jedem Buchstaben einen Begriff zum Thema Rassismus ins Spiel bringt, definiert und einordnet. Weiterführende Fragen, Buchtipps und Links regen zur Vertiefung an. Dieses Buch kann so als Nachschlagewerk, als Workbook und als Impulsgeber genutzt werden. Es beleuchtet unsere Denkgewohnheiten und unterstützt uns auf unserer Reise zu einem rassismus-kritischeren Leben.

Weitere Info:

Tupoka Ogette ist DIE deutsche Vermittlerin für Rassismuskritik – auf ihren vielen Plattformen erklärt sie ihrem Publikum täglich, was Rassismus bedeutet und wie wir ihm entgegentreten können. In »Ein rassismuskritisches Alphabet« ordnet sie jedem Buchstaben von A-Z einen Begriff rund um das Thema Rassismus zu, definiert und ordnet ihn anschließend ein. Anhand von Fragen der Autorin können die Leser*innen auf einer freien Seite das Thema vertiefen. Das vierfarbige »Nachschlagewerk« und Workbook basiert auf Tupoka Ogettes Alphabet auf ihrem Instagramkanal und erscheint erstmals überhaupt in Buchform.

Meine Meinung:

Die beiden Texte fassen es eigentlich schon ziemlich gut zusammen. Das Buch spricht einige sehr wichtige Themen an und erklärt diese immer schön verständlich – immer in einem kürzeren Text auf der linken Seite und dann noch einem etwas persönlicheren, längeren Text, der einen als Leser*in oft direkt anspricht und etwas mehr in die Tiefe geht, Beispiele beschreibt oder die Gedanken noch weiterführt. Man merkt schon, dass das Buch auch an Kinder/Jugendliche gerichtet ist, und an Menschen, die sich noch nicht so viel mit Rassismus auseinandergesetzt haben, aber ich fand es auch so sehr nett zu lesen und durchaus auch bereichernd. Ich setze mich jetzt doch schon eine Weile etwas mehr mit dem Thema auseinander, aber manche Begriffe kannte ich so auch noch nicht.

Schön finde ich auch, dass es immer wieder, wie im Klappentext ja schon erwähnt, Links zu Videos gibt, oder Hinweise, wie man sich weiter mit dem Begriff auseinandersetzten kann, oder einfach Seiten, auf denen man auch selbst seine eigenen Erfahrungen oder Gedanken zu dem Thema festhalten kann – manchmal einfach als solches, manchmal auch mit sehr gezielten Fragen, wie zum Beispiel „Wie kannst du ein besserer Ally sein?“. Und abgesehen von dem Inhalt ist das Buch auch graphisch/optisch einfach sehr schön gestaltet.

Fazit: Ein sehr schönes Nachschlagewerk, dass ich sehr empfehlen würde, um sich gemeinsam mit Jugendlichen mit dem Thema (struktureller) Rassismus auseinanderzusetzen.


Dieses Buch wurde mir vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Ich habe das Buch im Gegenzug für eine ehrliche Rezension kostenlos erhalten.

Film – (The Unbearable Weight of) Massive Talent

22 Freitag Apr 2022

Posted by Anica in Alles, Filme, Rezensionen

≈ 2 Kommentare

Schlagwörter

100 bis 109 Minuten, 2022, 8 Punkte, Action, Film, Filme, FSK 12, Kevin Etten, Komödie, Massive Talent, Neil Patrick Harris, Nicolas Cage, Pedro Pascal, Rezension, Tiffany Haddish, Tom Gormican, USA

Quelle: https://www.leoninedistribution.com/filme/159474/massive-talent.html
Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=x2YHPZMj8r4, YouTube Channel: Lionsgate Movies, abgerufen am 24.04.2022

Regisseur*in: Tom Gormican; Drehbuch: Tom Gormican, Kevin Etten; Erscheinungsjahr: 2022; Genre: Action, Komödie; FSK: 12; Länge: 107 Minuten; Produktionsland: USA; Cast: Nicolas Cage, Pedro Pascal, Tiffany Haddish, Neil Patrick Harris

Meine Bewertung: 8/10 Punkten

Inhalt:

Sein Talent und seine Karriere sind legendär – legendär gescheitert… Einst war Nicolas Cage (gespielt von Nicolas Cage) ein Superstar. Aber dann er hat einfach zu viele schlechte Filme gedreht. Er braucht die richtige Rolle, um seine Karriere endlich wiederzubeleben, doch er hat noch ganz andere Sorgen: Seine Tochter will nichts mehr von ihm wissen und er steht vor dem finanziellen Ruin. Da kommt das verlockende Angebot des Milliardärs Javier Gutierrez (Pedro Pascal) gerade recht: Für eine Million Dollar soll Cage als Star bei seiner Geburtstagsparty auftreten.
Plötzlich ist der ehemalige Hollywood-Star wieder ein gefragter Mann, denn kurz darauf wird er auch von der CIA kontaktiert: Der Milliardär ist ein gefürchteter Verbrecher und Cage soll bei der Party undercover Informationen beschaffen. Als Superfan Javier auch noch Nicolas‘ Ex-Frau und Tochter einfliegen lässt, nehmen die Dinge eine noch brisantere Wendung. Und so muss Cage die Rolle seines Lebens spielen, denn wenn er auffliegt, ist nicht nur er in Gefahr…

Meine Meinung:

Nachdem ich den Trailer gesehen hatte, war mir klar, dass ich den Film sehen wollte – es sah einfach nach einer Menge Spaß aus. Viel Action, viel Witz, viel Selbstironie. Und ungefähr das habe ich auch bekommen.

Der Film erzählt die Geschichte des fiktiven Nicolas Cage, der sich ohne Rollen und mit Geld- und Familienproblemen wiederfindet, und dann in eine Entführungs- und Drogenuntersuchung der CIA verwickelt wird, während er bei Javi, seinem Superfan, zu Gast ist. Was sich sehr klischeehaft anhört ist dies zunächst auch, darin aber sehr lustig, und entwickelt sich dann in eine sehr angenehme Geschichte über eine tiefgreifende, respektvolle Freundschaft zwischen den beiden Männern, die man nicht so häufig (bis gar nicht) in Blockbustern sieht.

Von Anfang an ist die selbstironische Meta-Ebene des Films offensichtlich, über Nicolas Cage, der sich in fiktiver Version selbst spielt und sein Leben kommentiert, aber diese Ebene zieht sich auch weiter durch andere Handlungselemente – so fangen Nick und Javi an, ein Drehbuch zu planen, in dem auf eine sehr gelungene Weise Elemente des tatsächlichen Films, den man gerade schaut, sowie generell Blockbuster-Filmen, ironisch-reflektierend sowie vorhersagend aufgegriffen werden.

Besonders die Beziehung zwischen Nick und Javi hat mir sehr gut gefallen, Javi als Charakter generell war toll, und auch Pedro Pascal als Darsteller von Javi hat mir schauspielerisch besonders zugesagt. Der Vater, der Probleme hat, seine Tochter im Teenager-Alter zu verstehen, ist nun auch nicht unbedingt eine neue Idee, wurde aber hier sehr nachvollziehbar und detailliert dargestellt.

Das Ganze ist ja nun auch eine Komödie – und zu einem sehr großen Teil fand ich den Film auch wirklich lustig. Nick, der sich unbeholfen und völlig unterqualifiziert als Agent versucht, die Charaktere und ihre verschiedensten Verwicklungen, die Unterhaltungen über Filme und Erlebnisse auf Drogentrip zwischen Nick und Javi, … super.

Auf Unverständnis bis Unbehagen dagegen sind bei mir die Szenen gestoßen, in denen Nick von seinem verjüngten Alter Ego mit himmelhohem Selbstbewusstsein und Egoismus besucht wird. Auch war es mir eindeutig zu viel Selbst-Beweihräucherung – so viele begeisterte Kommentare und Komplimente für Nick/Nicolas Cage, ein Schrein mit Memorabilia / Fan-Artikeln aus verschiedensten seiner Filme, der ausführlich gezeigt wird… das hätte für meinen Geschmack alles deutlich reduziert werden können. Gleichzeitig sind all die Referenzen auf verschiedenste seiner Filme sicher für Cage-Fans nett, ich selbst hatte fast gar keinen davon gesehen.

Fazit: Sehr unterhaltsame, selbst-ironische Action-Komödie mit überraschend schöner Freundschaft zwischen den Hauptcharakteren im Zentrum der Geschichte – zu viel Selbst-Beweihräucherung, sonst sehr lustig.

Theater – Im Internet gibt es keine Mädchen. Eine Tirade

17 Sonntag Apr 2022

Posted by Anica in Alles, Rezensionen, Theater

≈ 3 Kommentare

Schlagwörter

Aufführungsanalyse, Im Internet gibt es keine Mädchen, Marion Schneider, Mousonturm, Performance, Rezension, Susanne Zaun, Theater, zaungäste

Diese Kritik ist ein wenig anders als das, was man hier sonst so auf meinem Blog liest – sehr viel länger und auch komplett Spoiler-gefüllt, da ich die gesamte Performance beschreibe. Es ist auch keine Rezension, sondern eine Aufführungsanalyse, die ich für mein Studium geschrieben habe.

Quelle: https://www.mousonturm.de/events/im-internet-gibt-es-keine-maedchen/

Performance-Gruppe: Marion Schneider, Susanne Zaun, zaungäste-Ensemble; Genre: Performance; Premiere: 2021

Meine Bewertung: 9/10 Punkten

Handlung:

„Ich würde es eigentlich bevorzugen, lieber gar nicht gehört zu werden. Ich würde es eigentlich bevorzugen zu schweigen. Ich würde es eigentlich bevorzugen, nicht in Erscheinung zu treten. Oder anders gesagt: Ich würde es bevorzugen, das Privileg zu haben, die Klappe zu halten und trotzdem gehört zu werden. Dafür muss ich aber ausholen. Denn irgendwann ist Schluss. Irgendwann ist die Grenze erreicht. Irgendwann kommt der Punkt, an dem ich nicht mehr kann, und sich der über Monate oder Jahre hinweg aufgestaute Zorn in einem Wutanfall entlädt. Diesen Wutanfall habe ich jetzt.”

Wer macht eigentlich im Internet sauber, wenn die Trolle wüten und wer versteckt sich zwischen Ober- und Unterbühne und passt auf, dass die Protagonist:innen nicht stolpern? Ausgehend von der Behauptung „Im Internet gibt es keine Mädchen“ stellt sich der Chor der zaungäste einmal mehr die Frage, in welcher Tonlage gesprochen werden muss, um gehört zu werden und wem welche Räume offenstehen – on- wie offline. Wann wandelt sich aufgestaute Wut in Hass und wer hat das Privileg, sich zu verweigern und trotzdem nicht unsichtbar zu sein? Basierend auf Interviews mit Frauen*, die auf unterschiedliche Weise beruflich mit dem Thema Unsichtbarkeit zu tun haben, Texten von Autor:innen, Internetaktivist:innen und Cyberfeminist:innen und auf Probentagebüchern arbeiten sich die zaungäste an einer Hasstirade auf die alltäglichen Hasstiraden ab.

Hier gibt es mehr Infos: https://www.mousonturm.de/events/im-internet-gibt-es-keine-maedchen/

Aufführungsanalyse:

Das Stück Im Internet gibt es keine Mädchen von Marion Schneider, Susanne Zaun und dem zaungäste-Ensemble wurde im November und Dezember im Mousonturm in Frankfurt am Main (ur-)aufgeführt. Wenn man als Zuschauer*in die Black Box betritt, kann man aufgrund der Covid-19-Pandemie im Schachbrettmuster auf der Tribüne Platz nehmen. Man schaut auf eine Bühne, die fast leer ist – lediglich fünf Soufflier-Muscheln, die zum Publikum ausgerichtet und über Löchern im Bühnenboden stehen, sind zu sehen. Der Zuschauerraum wird durch ein leichtes blaues Licht erhellt, im Bühnenraum wirft eine Diskokugel eine Art Sternenlicht an die Wände.

Das Stück beginnt damit, dass man die Stimmen verschiedener Performer*innen hören kann, die auf verschiedene Arten Fragen, ob ihre Stimmen angenehm sind – nicht zu laut, zu hoch, zu piepsig, zu schrill. Dann werden die Muscheln von innen beleuchtet und fünf weiblich-gelesen Performer*innen tauchen in diesen auf, sodass sie ungefähr ab der Hüfte aufwärts gesehen werden können. Sie schauen das Publikum direkt an. Synchron beginnen sie, ein langgezogenes „I“ zu sprechen und fordern das Publikum durch überzeichnete Mimik und deutliche Gesten dazu auf, das Wort oder den Satz weiterzuführen – als wüsste dieses genau, was es eigentlich sagen soll. Das „I“ wird solange wiederholt, bis jemand aus dem Publikum mitspricht, dann wird der Text synchron fortgeführt.

Die fünf Performer*innen teilen sich auf: Die beiden ganz rechts (4 und 5) flüstern den Text betont, die anderen drei fangen zeitversetzt an, den gleichen Text laut, aber monoton zu sprechen. Dies stellt bereits nach der ersten Partizipations-Aufgabe zum „I“ die zweite Anforderung an das Publikum da, da es sich entscheiden muss, wem es zuhört, um den Text verstehen zu können. Der Text handelt davon, wem im Bühnenkontext (und anderen Kontexten) Stimmen gegeben werden, wem zugehört wird, wer sich dies erkämpfen muss. „Ich würde es eigentlich bevorzugen, zu schweigen, das Privileg zu haben, die Klappe zu halten und trotzdem gehört zu werden.“ Dies ist der Satz, der die Aussagen für mich am besten widdergibt und unsere Gesellschaft, das Patriarchat und Bevorzugung bestimmter Gruppen kritisiert. Es beschriebt die Situation von Gruppen(-mitgliedern), die nicht die Möglichkeit haben, sich zurückzulehnen, sondern konstant dafür kämpfen müssen, dass man ihnen und ihren Problemen und Bedürfnissen Beachtung schenkt.

Nach dem chorisch gesprochenen Text ändert sich das Licht: Das blaue Licht im Zuschauerraum geht aus, in den Muscheln geht ein pinkes Licht an. Sanfte instrumentelle Musik beginnt zu spielen und die fünf Performer*innen verschwinden immer wieder unter der Bühne, um verschiedene Dinge auf die Bühne vor und zwischen den Muscheln zu stellen: Zettel mit Texten, Tee, Süßigkeiten und ähnliches. Sie ignorieren die Zuschauenden und beginnen eine Art Teeparty: Sie unterhalten sich leise untereinander, lernen ihre Texte, trinken Tee, essen Süßes, besuchen sich gegenseitig in ihren Muscheln und lästern über das Publikum. Nach einer Weile klappt die Person ganz links ihre Soufflier-Muschel um, sodass das Publikum sie nicht mehr sehen kann. Dann steigt die Person in einer Maske eines alten, weißen Mannes und einem um die Schultern gebundenen Pulli aus dem Loch unter der Soufflier-Muschel auf die Bühne. So läuft sie auf der Bühne umher, scheint hinten das Licht und die Aufmerksamkeit der Zuschauer*innen zu suchen, geht dann nach vorne und setzt sich auf die Bühnenkante direkt vor eine der noch offenen Muscheln. Die anderen Performer*innen schauen ihn missbilligend an und klappen ebenfalls ihre Muscheln um. Auch die fünfte Person in der Maske des alten Mannes verlässt die Bühne wieder durch das Loch unter ihrer Soufflier-Muschel.

Das blaue Licht im Zuschauerraum geht wieder an, die Musik geht aus, die fünf Performer*innen tauchen wieder in ihren Muscheln zum Publikum gewandt auf. Sie beginnen, chorisch zu sprechen, monoton und in einem Rhythmus, der nicht mit dem übereinstimmt, wo man normalerweise beim Sprechen Pausen setzen würde. Die fünfte Performer*in kommt aus ihrer Muschel heraus und setzt sich auf die Bühne. Mit einem Mikro spricht sie zeitversetzt den gleichen Text wie die anderen, allerdings in einem natürlichen Sprechrhythmus und mit Betonungen. Es geht nun um Hass-Kommentare im Internet und dass es dort keine Mädchen gibt: Mädchen geben sich als andere Personen aus, und andere Personen geben sich als Mädchen aus. Es findet eine Gegenüberstellung von der Freiheit, die die Anonymität im Internet geben kann, und der dadurch entstehenden Bedrohung und des Hasses statt.

Die Performer*innen verschwinden wieder hinter ihren Muscheln und klettern auf der anderen Seite in Kostümen wieder auf die Bühne. Die Kostüme stellen verschiedene Horror-Figuren dar, so unter anderem die Mörderpuppe Chucky und ein Kostüm aus der Serie Squid Game. Jemand hat eine riesige schwarze Perücke auf, die das Gesicht verdeckt, jemand hat ein pinkes Kleid an, das Muskeln simuliert. Auch das Kostüm des alten weißen Mannes ist hier wieder dabei, und wird hier so mit den übrigen Monster- und Horror-Figuren gleichgesetzt.

Die fünf gehen zum Bühnenrand und nehmen ihre Masken und Perücken ab. Sie beginnen wieder, chorisch zu sprechen – über Prinzipien, Widersprüche und die beruhigende Wirkung von Hundebabys. Über Katzenvideos, die das einzige im Internet zu sein scheinen, die keine Hasskommentare auslösen – aber nur noch über Katzenvideos zu kommunizieren sei auch keine Lösung. Die Situation wird zu einem Probenprozess auf der Bühne: Die Darsteller*innen nehmen ihre Handys zu Hilfe, üben das gemeinsame Sprechen. Sie stoppen immer wieder, um Fehler zu korrigieren, eine andere Betonung auszuprobieren, und über die Worte und Vortragsweise zu diskutieren. Nach einer Weile wird das Publikum, das für den bisherigen Teil des Probenprozesses ignoriert wurde, wieder mit einbezogen: „Ah, ja, das ist Ihre Stelle.“ Nun soll das Publikum chorisch sprechen, jedoch ohne den Satz zu kennen. Dann wird dieser Wort für Wort vorgesprochen, und nach jedem Wort soll dieses von den Zuschauer*innen nachgesprochen werden – was die meisten auch tun. Der Satz, der sich dabei ergibt, ist jedoch ein Hasskommentar aus dem Internet, eine Beleidigung, die dem Publikum, das mitspricht, hier in den Mund gelegt wird. Vielen scheint erst danach klar zu werden, was sie da eigentlich gerade gesagt haben.

Das Stück endet damit, dass die angestaute Wut über den Hass, die Beleidigungen und die Diskrimination im Internet sich über diese Hasstiraden auf Hasstiraden in einem Wutanfall entlädt. Es wird eine kleine Stoffkatze auf die Bühne gestellt, die alle, was gesagt wird, nachspricht, und eine Referenz zurück zu den Katzenvideos im Internet ist. Eine der Performer*innen holt einen Hammer hervor und haut auf die Stoffkatze. Das Publikum lacht, die Katze nimmt auch dies auf und spielt es wieder ab. „Diesen Wutanfall habe ich jetzt“ sprechen die Performer*innen, und solange die Katze es wiederholt, wird erneut mit dem Hammer auf sie gehauen – bis sie kaputt und stumm auf der Bühne liegen bleibt.

Das Stück ist insgesamt sowohl inhaltlich als auf performatorisch eine beeindruckende Leistung. Die Texte, die Hasstirade auf die Hasstirade, ist eindrücklich, sie ist präzise formuliert, arbeitet mit Wiederholungen und spiegelt somit und durch die verarbeiteten realen Hasskommentare die immer gleichen und sich wiederholenden Kommentare im Internet, die wir als Internetnutzer alle kennen, wider. Besonders mit dem oben bereits erwähnten Satz „Ich würde es eigentlich bevorzugen, zu schweigen, das Privileg zu haben, die Klappe zu halten und trotzdem gehört zu werden“ wird ein großes Problem von Minderheiten und diskriminierten Gruppen angesprochen. Die Einbindung des Publikums und dass dieses dazu gebracht wurde, bestimmte Teile selbst auszusprechen, hat den Effekt, dass man sich sehr viel intensiver und persönlicher mit der Thematik auseinandersetzen muss. Nicht zuletzt war die Performance an sich wahrlich beeindruckend – das viele deutliche und synchrone chorische Sprechen, sowie auch die Darstellung einer Probensituation, die sich absolut real angefühlt hat, so, als säße man tatsächlich gerade im Probenraum mit drin und das Gespräch würde sich gerade vor einem erst entwickeln, statt bestens vorbereitet und geprobt zu sein.

Buch – Ich bin Harrow

03 Donnerstag Feb 2022

Posted by Anica in Alles

≈ 3 Kommentare

Schlagwörter

Bücher, Harrow the ninth, Ich bin Gideon, Ich bin Harrow, Rezension, Tamsyn Muir

Quelle: https://www.penguinrandomhouse.de/Paperback/Ich-bin-Harrow/Tamsyn-Muir/Heyne/e589188.rhd

„Ich bin Harrow“ ist der zweite Teil der Reihe, meine Rezension zu Band 1 (Ich bin Gideon) ist hier verlinkt.

CW für das Buch: Mord, einmal kurz angedeutete Nekrophilie

Autorin: Tamsyn Muir; Erscheinungsjahr: 2021; Verlag: HEYNE Verlag; Genre: Sci-Fi / Fantasy / Mystery / Space Opera

Meine Bewertung: 10/10 Punkten

Klappentext:

Es herrscht Krieg im Imperium – ein Krieg, von dem die meisten Planeten bislang verschont wurden. Zu verdanken haben sie dies dem aufopfernden Dienst der neun Nekromanten, die dem Imperator im Kampf gegen die Angriffe eines todbringenden Feindes helfen. Harrow Nonagesimus, die Erbin des Neunten Hauses, ist nun eine von ihnen – doch der Dienst, der von ihr verlangt wird, ist so ganz anders als erwartet. Und sie weiß nicht, ob sie ihn überleben wird …

Meine Meinung:

! Achtung, enthält große Spoiler für Band 1 !

Den ersten Teil der Reihe Ich bin Gideon hatte ich 2020 mit großer Begeisterung gelesen. Die Welt der Nekromantik im Weltraum und großen Mystery-Anteilen, und dazu noch mit weiblichen queeren Hauptcharakteren? Perfekt. Und besonders auch Gideon als Charakter hat mir super gut gefallen. Entsprechend groß waren die Emotionen, als sie am Ende des ersten Bands einfach gestorben ist, um Harrow zu retten. Gleichzeitig verlässt Harrow am Ende Haus Canaan, das so ein großartiger Schauplatz für die Handlung gewesn war und einen großen Teil der Mystery ausgemacht hatte – entsprechend war ich also ein wenig unsicher, ob mir der zweite Teil genauso gut gefallen würde, wie der erste Teil.

Meine Sorgen waren unbegründet. Harrow ist ebenfalls ein großartiger Hauptcharakter, aus deren Perspektive wir die weiteren Entwicklungen miterleben dürfen, und an Mystery fehlt es auch ganz sicher nicht. Wenn überhaupt gibt es in diesem Band noch sehr viel mehr Fragezeichen und Verwicklungen und Geheimnisse, die erst langsam nach und nach aufgedeckt werden. Dabei wechseln die Kapitel immer wieder zwischen der Story von Harrow als Lyctorin im Dienst des Imperators, und Harrow auf Haus Canaan, in Begleitung ihres Kavaliers Ortus… Es ist also von Anfang an klar, dass hier irgendetwas nicht stimmt – und auch in den anderen Kapiteln wird klar, dass mit Harrow’s Wahrnehmung etwas nicht ganz richtig ist… Dazu sind auch die Kapitel von Harrow im Dienste des Imperators nicht in der dritten, sondern zweiten Person geschrieben – dass du fand ich zunächst etwas irritierend, habe mich aber schnell dran gewöhnt und es ist auch absolut passend hier, wenn man dann erst einmal verstanden hat, warum es dort ist. Weiterhin springen die Kapitel mit Harrow als Lyctorin fröhlich in der Zeit herum und auch hiermit wird gespielt.

Zu all diesen Dingen kommt dann, dass ich die exakten Geschehnisse und Charaktere des ersten Bandes über die letzten 1,5 Jahre seit dem ersten Band nicht mehr komplett präsent im Kopf hatte und meine Verwirrung das ganze Buch über teilweise darauf geschoben habe – letztendlich ist aber wohl ca. 90% dieser  Verwirrung einfach durch die Art des zweiten Bandes entstanden und so gewollt. Im Endeffekt habe ich mit den Enthüllungen dann auch (fast) alles verstanden, nur über eine Sache stolpere ich noch… Aber hierbei kann ich mir wiederum gut vorstellen, dass sie im dritten Band aufgegriffen wird.

Es ist sehr spannend, Harrow näher kennenzulernen und mit ihr die Möglichkeiten der Lyctoren-Fähigkeiten zu entdecken. Die neuen Charaktere sind ebenfalls sehr interessant. Das Buch ist wunderbar geschrieben und ich bin einfach begeistert davon, wie die Geschichte aufgebaut wurde, wie verschiedene Fäden der Geschichte von Anfang an miteinander verwoben werden, man aber so vieles erst später versteht. Ich würde gerne noch so viel mehr sagen, aber das würde alles massiv spoilern, von daher beende ich das Ganze mal.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich das Buch mit starken Emotionen beendet habe und am liebsten gleich direkt nochmal Ich bin Gideon und im Anschluss Ich bin Harrow lesen würde – vielleicht mache ich das auch. Und welches besseres Kompliment kann man einem Buch (oder zweien) schon geben?

Fazit: Man muss sich auf Verwirrung und Mystery einstellen, aber es lohnt sich so sehr. Ein absolut clever aufgebautes und toll geschriebenes Buch.

Buch – Das düstere Geheimnis des Gentleman

18 Samstag Dez 2021

Posted by Anica in Alles, Bücher, Rezensionen

≈ 2 Kommentare

Schlagwörter

Buch, Das düstere Geheimnis des Gentleman, K. J. Charles, Rezension

Quelle: https://www.digitalpublishers.de/romane/das-duestere-geheimnis-des-gentleman-regency-romance-ebook

CW für das Buch: Mord, einvernehmliche Sexszenen

Autorin: K. J. Charles; Erscheinungsjahr: 2021 (Neuauflage von Ein schweigsamer Gentleman aus 2018); Seitenzahl: 317; Verlag: dp; Genre: Krimi, Historische Fiktion, Romantik, Erotik

Meine Bewertung: 7/10 Punkten

Klappentext:

London, 1873: Clem Talleyfer ist Leiter einer Londoner Pension, lebt aber ansonsten recht zurückgezogen. Als der geheimnisvolle Rowley Green ein Zimmer bei ihm mietet, fühlt er sich sofort zu ihm hingezogen. Und auch Rowley fällt es schwer, den funkelnden Augen seines Vermieters zu widerstehen. Während Rowleys harte Schale bröckelt und sich die beiden Gentlemen näher kommen, wird die übel zugerichtete Leiche eines anderen Gastes auf der Schwelle der Pension gefunden. Clem und Rowley folgen den Spuren des Mordes und geraten dabei in einen Strudel von düsteren Geheimnissen. Wenn sie den Fall lösen wollen, müssen sie miteinander teilen, was sie tief in ihrem Herzen begraben haben. Können ihre Gefühle füreinander die Gefahr überstehen?

Meine Meinung:

Bücher mit LGBTQ+ Charakteren haben ja bei mir direkt eine höhere Chance, gelesen zu werden, und wohl auch, dass ich ein wenig mehr Kitsch akzeptiere als sonst – wahrscheinlich weil wir in Medienformat jede Menge kitschige Hetero-Romanzen haben, während LGBTQ+ Personen im Medienkonsum eher in schrecklichen und brutalen Nachrichten auftauchen. Von daher ist ein bisschen Kitsch und Romantik hier eine nette Abwechslung. So hat mir die Geschichte um Clem und Rowley hier auch sehr gut gefallen, auch wenn es mich teilweise doch recht an eine Fanfiction erinnert hat (was bei weitem keine Kritik sein soll – ich habe schon Fanfictions gelesen, die um Längen besser geschrieben waren als manche veröffentlichte Bücher).

Die Story an sich war auch ganz nett, durchaus spannend und der Krimi-Teil auch nicht besonders vorhersehbar. Besonders schön an der Geschichte sind aber eindeutig die tollen Hauptcharaktere und wie sie miteinander umgehen. Clem ist nicht weiß (schon traurig, dass man das als etwas Besonderes erwähnen muss, aber nun gut), und es wird zwar nie benannt (spielt ja auch 1873), ist aber wohl autistisch, zumindest auf gewisse Art neurodivergent. Besonders schön fand ich hier, wie einerseits Rowley damit umgeht, andererseits aber auch, wie Clem selbst damit umgeht – und hier keineswegs einfach die Stereotype von autistischen Menschen nur reproduziert werden. Ja, Clem hat Probleme mit Menschenmengen und vielen lauten Geräuschen, Interaktionen mit aufgeregten / hektischen Menschen sind schwierig, Augenkontakt genauso – aber gleichzeitig wird er dafür herausgestellt, eine tolle heimatliche und soziale Atmosphäre im Hotel zu schaffen, ist keineswegs hilflos, und weiß auch, sich zu verteidigen und für sich einzustehen, kann dominant sein und teilt Rowley auch mit, wenn der ihn entsprechend seiner Stereotype falsch behandelt.

Das Buch hat einige explizite Sexszenen – das war mir vor dem Lesen nicht bewusst, da auch nirgends Erotik als Genre dabei stand, wo es aber ganz eindeutig drunter fällt. Das sollte einem also bewusst sein. Aber auch die haben teils sogar die Charaktere weiter geformt. Insgesamt war das Buch jetzt nicht absolut überwältigend, aber sehr solide, mit einigen sehr positiven Aspekten. Und auch, wenn es nichts direkt mit dem Inhalt des Buches zu tun hat, muss ich noch kurz das Cover erwähnen, einfach weil es mich so stört – denn die beiden Herren, die auf dem Cover dargestellt sind, passen in keinster Weise zu den Charakteren im Buch. Clem ist Inder, was der dunkelhäutige Gentleman auf dem Cover einfach nicht ist, und Rowley wird als klein und eher gedrungener beschrieben, und definitiv kleiner als Clem – was wiederum gar nicht auf den weißen Herren auf dem Cover passt. Nun ja.

Fazit: Eine schöne queere Liebesgeschichte, viel Romantik und Erotik, mit einer Krimi-Geschichte drumherum.


Dieses Buch wurde mir vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Ich habe das Buch im Gegenzug für eine ehrliche Rezension kostenlos erhalten.

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