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Dieses Buch habe ich als Rezensionsexemplar bekommen – vielen Dank dafür nochmal.
Autor: Jan Büchsenschuß; Erscheinungsjahr: 2015;Verlag: Schardt Verlag; Seitenzahl der Print-Ausgabe: 186; Genre: Kriminalroman; Preis: Amazon: Kindle Edition: 4,99€, Broschiert: 12,80€
Meine Bewertung: 6/10 Punkten (3 Sterne)
Klappentext:
Die Wanduhr schlug drei. Ein loderndes Feuer knackte im Kamin. Im Speisesaal der Villa Oleander hatten sich die Hinterbliebenen an der großen Eichenholztafel versammelt. Nach der feuchten Kühle auf dem Friedhof genossen alle die Wärme des Feuers. Die Gesellschaft schwieg. Als das Testament verlesen ist, herrscht helle Aufregung, denn das verstorbene Oberhaupt der Oleanders hat verfügt, dass sich der Rest der Familie sein Erbe redlich verdient soll – mit Hilfe einer besonderen Schnitzeljagd durch die Hausbibliothek. Was jedoch als Spiel auf hohem Niveau beginnt, endet in einem tödlichen Spießrutenlauf…
Meine Meinung:
Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, war mein Interesse sofort geweckt, das Buch klang wirklich interessant! Bücher, eine Schnitzeljagd, Thriller-Element – super! Leider war es dann doch nicht so super wie erhofft.
Ich muss leider sagen, dass ich vor allem mit den ersten 100 Seiten (der eBook Version, die bei mir 233 Seiten hatte, also eigentlich entspricht es eher 85 Seiten) erhebliche Probleme hatte, danach war es dann besser.
Meine Probleme:
- Die Sprache. So viele Fachbegriffe und eine so hochgestochene Sprache! Ich habe durchaus alles super verstanden, aber es hat meinen Lesefluss doch gestört, es irgendwie kalt, distanziert und sachlich gemacht. Und es war für mich doch irgendwie unrealistisch, dass man in Wirklichkeit so sprechen sollte. (Wobei ich hier aber direkt anmerken muss – wie ich dann langsam kapiert habe, macht das im Rahmen der Geschichte durchaus Sinn – gestört hat es mich aber leider trotzdem.)
- So viel wörtliche Rede! Uff. Es ist leider öfter vorgekommen, dass ich erst mal keine Ahnung hatte, wer da eigentlich gerade spricht, weil es nicht oft dabei steht – was aber auch stilistisch schlechter gewesen wäre. (Ich sehe gerade meine Notizen durch – Da steht 2. Wer spricht? 3. … 4. Wer zur Hölle spricht!? – Es war nicht beabsichtigt, es doppelt zu nennen…) Nach diesen 100 Seiten ging das dann um einiges besser, nachdem ich mich erst einmal daran gewöhnt hatte, die Sprachweisen (durch „Nich“ und „Ächhem“ wurden zumindest zwei deutlich) erkannt hatte und die Charaktere ein bisschen kannte.
- Das wäre das nächste – die Charaktere. Ohne den Stammbaum am Anfang wäre ich absolut verloren gewesen, das gesamte Buch über. (Aber – es gibt einen Stammbaum :D). Was einmal daran liegt, dass man von Anfang an mit allen Charakteren gleichzeitig beworfen wird und zweitens die Charakterisierung so ihre Zeit braucht. (Die Charaktere waren durchaus unterschiedlich/unterscheidbar, aber das kam eben erst mit der Zeit. Was auch daran liegt, dass man so gut wie gar keine Einblicke in die Gefühlswelt dieser bekommt – ich persönlich mag das nicht so gerne, hat aber in dieser Geschichte durchaus seinen Sinn.) Außerdem habe ich leider auch absolut keinen Zugang zu den Figuren gefunden – was auch die Spannung vermindert hat (und dann ist eben jemand gestorben – joa. Okay. Hat bei mir nichts bewirkt…)
- Die Gesprächsthemen. Die Charaktere sprechen sehr viel. Es sind ja auch Menschen, die sich dem Wissen und Büchern usw. verschrieben haben. Ist ja recht interessant, aber die Story selbst kommt damit eben nicht voran. Ich hatte eher das Gefühl, dass der Autor unbedingt einige Themen ansprechen wollte, die ihn interessieren – z.B. Nietzsche, Aberglaube, Bücher/Filme, die Neupublikation von ‚Mein Kampf‘, Religion.
- Uhm. Es stirbt jemand aus der Familie. Noch jemand. Und niemand reagiert besonders emotional darauf? Im Gegenteil, sie machen einfach weiterhin ihre Witze/ignorieren es einfach?
Jetzt aber mal zum positiven Teil:
- Auch wenn es sehr viel Gerede war, sehr philosophisch – es war durchaus auch interessant und hat immer mehrere Seiten/Meinungen zu den Themen dargestellt. Finde ich gut!
- Außerdem hat der Autor auf jeden Fall Ahnung, wovon er da spricht. All diese Themen und Bücher und Autoren und Philosophen… Gebildet ist er auf jeden Fall. :D
- Das Konzept generell ist sehr interessant… auch die Familie Oleander. Ich will nichts verraten, aber je mehr man über sie erfährt, desto interessanter und einleuchtender wird das Ganze.
- Die eigentliche Handlung wird immer mal wieder von „Interlogen“ unterbrochen, fand ich gut.
- Es ist durchaus irgendwie spannend, es gibt mehr oder weniger unerwartete Wendungen.
- Zwischendurch musste ich auch immer mal wieder lachen. An zwei, drei Stellen wird auch die vierte Wand durchbrochen, fand ich interessant.
- Die Gespräche waren durchaus realistisch, mit all den Abschweifungen und allem.
- Das Zitat von Oscar Wilde am Ende: „Jede Beschäftigung mit irgendwelchen Vorstellungen darüber, welches Benehmen richtig oder falsch ist, zeugt von eingeschränkter geistiger Entwicklung.“
Fazit: Die ersten ca. 85 Seiten habe ich gebracht, um irgendwie in die Geschichte reinzukommen und fand es entsprechend nicht gut, zu kalt, distanziert, unübersichtlich. Danach wurde es dann aber besser, spannender, interessanter.
Was Jan Büchsenschuß noch (u.a.) selbst über das Buch schreibt:
„[..] Damit ist dieser Roman nicht nur eine Hommage an das Bücher-Lesen, sondern auch eine Liebeserklärung an die antiquarischen Kostbarkeiten, die ihren Wert […] in der individuellen Patina [haben], die mehrere Generationen von begeisterten Lesern an ihnen hinterlassen haben.