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A Good Man Goes To War, Belsazar, Cassic Confessions, Der Krieg, Der Zauberlehrling, Die zwei Gesellen, Doctor Who, Dunkel war's, Erlkönig, Expressionismus, Gedichte, Georg Heym, Georg Trakl, Heinrich Heine, Johann Wolfgang von Goethe, Joseph von Eichendorff, Lieblingsgedichte, Mondnacht, No. 5, Steven Moffat, The Beast Below, Verfall, Willkommen und Abschied
Ich habe eben die Aktion „Classic Confessions“ von Antonia entdeckt – was das ist, erfahrt ihr hier.
Die Übersicht aller Fragen findet ihr hier, die Frage dieser Woche hier.
Frage: (Klassisches) Lieblingsgedicht – Habt ihr eins? Wenn ja, welches?
Gedichte! Es gibt so viele tolle Gedichte. Ein einzelnes Lieblingsgedicht habe ich nicht, deshalb wird das hier mehr eine Liste. ;)
Zwei Gedichte kann ich komplett und flüssig auswendig, weil ich sie so gut finde – zumindest das erste dürfte wohl jeder kennen, zumindest grob.
1. „Dunkel war’s, der Mond schien helle“ (unbekannt)
Ich mag das Gedicht so gerne, weil es einfach lustig ist und ich die ganzen Widersprüche toll finde. Ich kann diese Version hier auswendig:
Dunkel war’s, der Mond schien helle,
Schneebedeckt die grüne Flur,
Als ein Auto blitzesschnelle
Langsam um die Ecke fuhr.Drinnen saßen stehend Leute
Schweigend ins Gespräch vertieft,
Als ein totgeschossner Hase
Auf der Sandbank Schlittschuh lief.Und der Wagen fuhr im Trabe
Rückwärts einen Berg hinauf.
Droben zog ein alter Rabe
Grade eine Turmuhr auf.Ringsumher herrscht tiefes Schweigen
Und mit fürchterlichem Krach
Spielen in des Grases Zweigen
Zwei Kamele lautlos Schach.Und auf einer roten Bank,
Die blau angestrichen war
Saß ein blondgelockter Jüngling
Mit kohlrabenschwarzem Haar.Neben ihm ’ne alte Schrulle,
Zählte kaum erst sechzehn Jahr,
Und sie aß ’ne Butterstulle,
Die mit Schmalz bestrichen war.Oben auf dem Apfelbaume,
Der sehr süße Birnen trug,
Hing des Frühlings letzte Pflaume
Und an Nüssen noch genug.Von der regennassen Straße
Wirbelte der Staub empor.
Und ein Junge bei der Hitze
Mächtig an den Ohren fror.Beide Hände in den Taschen
Hielt er sich die Augen zu.
Denn er konnte nicht ertragen,
Wie nach Veilchen roch die Kuh.Und zwei Fische liefen munter
Durch das blaue Kornfeld hin.
Endlich ging die Sonne unter
Und der graue Tag erschien.“
2. „Belsazar“ (Heinrich Heine)
Auch das kann ich auswendig, es gefällt einfach sprachlich und inhaltlich gut, die Stimmung, die es wiedergibt..
Die Mitternacht zog näher schon;
In stummer Ruh lag Babylon.Nur oben in des Königs Schloss,
Da flackert’s, da lärmt des Königs Tross.Dort oben in dem Königssaal
Belsazar hielt sein Königsmahl.Die Knechte saßen in schimmernden Reihn
Und leerten die Becher mit funkelndem Wein.Es klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht;
So klang es dem störrigen Könige recht.Des Königs Wangen leuchten Glut;
Im Wein erwuchs ihm kecker Mut.Und blindlings reißt der Mut ihn fort;
Und er lästert die Gottheit mit sündigem Wort.Und er brüstet sich frech, und lästert wild;
Der Knechtenschar ihm Beifall brüllt.Der König rief mit stolzem Blick;
Der Diener eilt und kehrt zurück.Er trug viel gülden Gerät auf dem Haupt;
Das war aus dem Tempel Jehovahs geraubt.Und der König ergriff mit frevler Hand
Einen heiligen Becher, gefüllt bis am Rand.Und er leert ihn hastig bis auf den Grund
Und rufet laut mit schäumendem Mund:„Jehovah! dir künd ich auf ewig Hohn –
Ich bin der König von Babylon!“Doch kaum das grause Wort verklang,
Dem König ward’s heimlich im Busen bang.Das gellende Lachen verstummte zumal;
Es wurde leichenstill im Saal.Und sieh! und sieh! an weißer Wand
Da kam’s hervor wie Menschenhand;Und schrieb, und schrieb an weißer Wand
Buchstaben von Feuer, und schrieb und schwand.Der König stieren Blicks da saß,
Mit schlotternden Knien und totenblass.Die Knechtenschar saß kalt durchgraut 4),
Und saß gar still, gab keinen Laut.Die Magier kamen, doch keiner verstand
Zu deuten die Flammenschrift an der Wand.Belsazar ward aber in selbiger Nacht
Von seinen Knechten umgebracht.
3. „Mondnacht“ (Joseph von Eichendorff)
Ich mag seine Gedichte generell recht gern. „Mondnacht“ dürfte wohl auch das bekannteste sein.
Es war, als hätt der Himmel
die Erde still geküsst,
dass sie im Blütenschimmer
von ihm nun träumen müsst.Die Luft ging durch die Felder,
die Ähren wogten sacht,
es rauschten leis die Wälder,
so sternklar war die Nacht.Und meine Seele spannte
weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande,
als flöge sie nach Haus.
Sehr gut finde ich auch „Die zwei Gesellen“ von ihm.
4. „Willkommen und Abschied“ (Johann Wolfgang von Goethe)
Das erste Mal habe ich Teile des Gedichts gehört, als Alexander Fehling sie in dem Film „Goethe!“ gesprochen hat. Da hat mir der Ausschnitt schon so gut gefallen, dass ich das Gedicht hinterher nachgelesen habe und seitdem ist es eines meiner liebsten:
Es schlug mein Herz. Geschwind, zu Pferde!
Und fort, wild wie ein Held zur Schlacht.
Der Abend wiegte schon die Erde,
Und an den Bergen hing die Nacht.
Schon stund im Nebelkleid die Eiche
Wie ein getürmter Riese da,
Wo Finsternis aus dem Gesträuche
Mit hundert schwarzen Augen sah.Der Mond von einem Wolkenhügel
Sah schläfrig aus dem Duft hervor,
Die Winde schwangen leise Flügel,
Umsausten schauerlich mein Ohr.
Die Nacht schuf tausend Ungeheuer,
Doch tausendfacher war mein Mut,
Mein Geist war ein verzehrend Feuer,
Mein ganzes Herz zerfloß in Glut.Ich sah dich, und die milde Freude
Floß aus dem süßen Blick auf mich.
Ganz war mein Herz an deiner Seite,
Und jeder Atemzug für dich.
Ein rosenfarbnes Frühlingswetter
Lag auf dem lieblichen Gesicht
Und Zärtlichkeit für mich, ihr Götter,
Ich hofft’ es, ich verdient’ es nicht.Der Abschied, wie bedrängt, wie trübe!
Aus deinen Blicken sprach dein Herz.
In deinen Küssen welche Liebe,
O welche Wonne, welcher Schmerz!
Du gingst, ich stund und sah zur Erden
Und sah dir nach mit nassem Blick.
Und doch, welch Glück, geliebt zu werden,
Und lieben, Götter, welch ein Glück!
5. „Erlkönig“ (Johann Wolfgang von Goethe)
Auch das kennt jeder – aber auch zu Recht, es ist einfach gut. Ich konnte es auch mal auswendig, inzwischen nur noch teilweise.
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? –
Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron’ und Schweif? –
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. –„Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel’ ich mit dir;
Manch’ bunte Blumen sind an dem Strand,
Meine Mutter hat manch gülden Gewand.“ –Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
Was Erlenkönig mir leise verspricht? –
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;
In dürren Blättern säuselt der Wind. –„Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
Meine Töchter sollen dich warten schön;
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
Und wiegen und tanzen und singen dich ein.“ –Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort? –
Mein Sohn, mein Sohn, ich seh’ es genau:
Es scheinen die alten Weiden so grau. –„Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch’ ich Gewalt.“ –
Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids getan! –Dem Vater grauset’s; er reitet geschwind,
Er hält in Armen das ächzende Kind,
Erreicht den Hof mit Mühe und Not;
In seinen Armen das Kind war tot.
„Der Zauberlehrling“ mag ich übrigens auch gerne. ^^
6. „Der Krieg“ (Georg Heym)
Jaja, Expressionismus. Irgendwie fasziniert mich dieses Gedicht.
Aufgestanden ist er, welcher lange schlief,
Aufgestanden unten aus Gewölben tief.
In der Dämmrung steht er, groß und unerkannt,
Und den Mond zerdrückt er in der schwarzen Hand.In den Abendlärm der Städte fällt es weit,
Frost und Schatten einer fremden Dunkelheit,
Und der Märkte runder Wirbel stockt zu Eis.
Es wird still. Sie sehn sich um. Und keiner weiß.In den Gassen faßt es ihre Schulter leicht.
Eine Frage. Keine Antwort. Ein Gesicht erbleicht.
In der Ferne wimmert ein Geläute dünn
Und die Bärte zittern um ihr spitzes Kinn.Auf den Bergen hebt er schon zu tanzen an
Und er schreit: Ihr Krieger alle, auf und an.
Und es schallet, wenn das schwarze Haupt er schwenkt,
Drum von tausend Schädeln laute Kette hängt.Einem Turm gleich tritt er aus die letzte Glut,
Wo der Tag flieht, sind die Ströme schon voll Blut.
Zahllos sind die Leichen schon im Schilf gestreckt,
Von des Todes starken Vögeln weiß bedeckt.Über runder Mauern blauem Flammenschwall
Steht er, über schwarzer Gassen Waffenschall.
Über Toren, wo die Wächter liegen quer,
Über Brücken, die von Bergen Toter schwer.In die Nacht er jagt das Feuer querfeldein
Einen roten Hund mit wilder Mäuler Schrein.
Aus dem Dunkel springt der Nächte schwarze Welt,
Von Vulkanen furchtbar ist ihr Rand erhellt.Und mit tausend roten Zipfelmützen weit
Sind die finstren Ebnen flackend überstreut,
Und was unten auf den Straßen wimmelt hin und her,
Fegt er in die Feuerhaufen, daß die Flamme brenne mehr.Und die Flammen fressen brennend Wald um Wald,
Gelbe Fledermäuse zackig in das Laub gekrallt.
Seine Stange haut er wie ein Köhlerknecht
In die Bäume, daß das Feuer brause recht.Eine große Stadt versank in gelbem Rauch,
Warf sich lautlos in des Abgrunds Bauch.
Aber riesig über glühnden Trümmern steht
Der in wilde Himmel dreimal seine Fackel dreht,Über sturmzerfetzter Wolken Widerschein,
In des toten Dunkels kalten Wüstenein,
Daß er mit dem Brande weit die Nacht verdorr,
Pech und Feuer träufet unten auf Gomorrh.
7. „Verfall“ (Georg Trakl)
Und nochmal Expressionismus. Was mich unter anderem an diesem Gedicht begeistert, ist, wie deutlich ich ein Bild bzw. mehr eine Szene vor Augen habe, wenn ich es lese.
Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten,
Folg ich der Vögel wundervollen Flügen,
Die lang geschart, gleich frommen Pilgerzügen,
Entschwinden in den herbstlich klaren Weiten.Hinwandelnd durch den dämmervollen Garten
Träum ich nach ihren helleren Geschicken
Und fühl der Stunden Weiser kaum mehr rücken.
So folg ich über Wolken ihren Fahrten.Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern.
Die Amsel klagt in den entlaubten Zweigen.
Es schwankt der rote Wein an rostigen Gittern,Indes wie blasser Kinder Todesreigen
Um dunkle Brunnenränder, die verwittern,
Im Wind sich fröstelnd blaue Astern neigen.
8. „A Good Man Goes To War“ (Steven Moffat)
Nun, Doctor Who – Steven Moffat hat da durchaus ein paar tolle Gedichte geschaffen.
Demons run when a good man goes to war
Night will fall and drown the sun
When a good man goes to warFriendship dies and true love lies
Night will fall and the dark will rise
When a good man goes to warDemons run, but count the cost
The battle’s won, but the child is lost
When a good man goes to war.
9. „The Beast Below“ (Steven Moffat)
Ja, noch eins.
A horse and a man, above, below,
One has a plan but both must go,
Mile after mile, above, beneath,
One has a smile and one has teeth,
Though the man above might say hello,
Expect no love from the beast below.In bed above, we’re deep asleep,
While greater love lies further deep.
This dream must end, the world must know,
We all depend on the beast below.
Ich bemerke gerade, dass die Gedichte irgendwie mit der Zeit immer dunkler werden… :D