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Autorin: Antje Bremer (ist übrigens auch auf WordPress!); Erscheinungsjahr: 2019; Verlag: Über Amazon; Seitenzahl der Print-Ausgabe: 697; Genre: Fantasy, LGBT+
Meine Bewertung: 9/10 Punkten
Klappentext:
Ein Vampir, ein Werwolf und eine verlorene Erinnerung – kann das gut gehen…? Five ist ein Einzelgänger, der am liebsten in Ruhe gelassen werden will. Doch ausgerechnet Vlad, der Neue in der Klasse, möchte unbedingt sein Freund sein. Vlad ist nervtötend und aufdringlich, aber irgendwie liebenswert – und er ist ein Vampir. Ein Vampir, der seine Erinnerung verloren hat und von Vampirjägern verfolgt wird.Unfreiwillig wird Five in die Welt der Vampire und Werwölfe hineingezogen und gerät ebenfalls ins Fadenkreuz der Jäger. Er versucht, Vlad zu helfen, seine Erinnerung wiederzufinden, denn irgendetwas Schreckliches muss damals geschehen sein. Ein jahrhundertealtes Verbrechen, das die Vampirjäger um jeden Preis geheim halten wollen – und sie schrecken vor nichts zurück, um Zeugen wie Vlad aus dem Weg zu räumen.Um das Geheimnis aufzudecken, begeben sich Vlad und Five auf eine gefährliche Spurensuche durch die Vergangenheit. Ihre Recherche führt sie zurück in die Zeit des Zweiten Weltkriegs, ins viktorianische London und zu einem kleinen Zigeunerzirkus im alten Transsilvanien. Doch bei den Nachforschungen kommen ihnen nicht nur die Jäger in die Quere, sondern auch die Polizei und sogar ein internationaler Geheimdienst. In einer Welt voller Feinde müssen die beiden ungleichen Gefährten lernen, was Vertrauen, Freundschaft und Liebe wirklich bedeuten. Dabei wollte Five doch einfach nur seine Ruhe haben.
Leseprobe gibt es hier: https://www.wattpad.com/story/148495304-raven-house-m-m-leseprobe
Meine Meinung:
Vor ein paar Wochen hatte ich bei der „Montagsfrage #40 – Repräsentation? Pride-Month Edition“ mitgemacht und darüber geschrieben, dass es in Büchern immer noch so gut wie nie vorkommt, dass Charaktere überhaupt erst mal LGBT+ sind, und noch viel seltener, dass sie einfach so LGBT+ sind, weil sie es halt sind, und sich nicht gleich die gesamte Handlung darum dreht. Sprich: In anderen Genres als Romance.
Dadurch habe ich dann eine nette Nachricht bekommen mit der Anfrage, ob ich nicht vielleicht „Raven House“ lesen möchte – ein Fantasy-Roman mit schwulen Hauptcharakteren – also quasi genau das, was ich haben wollte. Ich habe mir das eBook auf mein Handy geladen und die fast 700 Seiten innerhalb von ca. 3 Wochen durchgelesen. Das ist schon laaange nicht mehr passiert, und vor allem – ich wollte weiterlesen. Die ganze Zeit. Ich habe mal wieder meine Bus- und Straßenbahnhaltestellen verpasst, weil ich zu sehr ins Buch vertieft war – für mich immer ein Zeichen, dass es ein gutes Buch ist.
Die Geschichte an sich ist sehr spannend – klar, mit Vampiren und Werwölfen landet man schnell bei Twilight, aber die Darstellung ist hier doch noch ein Stück anders – Vampire und Werwölfe sind mehr immer noch Menschen, nur mit besonderen Fähigkeiten, Allergien und einer verlängerten Lebensspanne. Und gleichzeitig als eine diskriminierte Minderheit, weil die Menschen Angst vor ihnen haben, weil es zu viele Stereotype und Vorurteile gibt.
Das ist auch ein Punkt, der mir besonders gut an dem Buch gefallen hat – teilweise recht subtil, teilweise sehr viel direkter, werden hier viele Probleme in der Gesellschaft angesprochen. Der Vergleich der Vampire und Werwölfe mit anderen, real existierenden Minderheiten in unserer Gesellschaft ist da, und dann hat man eben auch noch den Fall, dass die beiden Hauptcharaktere Five und Vlad schwul (oder zumindest an anderen männlichen Menschen interessiert) sind. Ich finde es sehr schön, dass es hier eben einerseits nicht zum Hauptthema wird, sondern mehr eine Nebensache ist, andererseits aber auch durchaus die damit verbundenen Probleme unserer Gesellschaft mit diesem Thema angesprochen werden – Eltern, die damit nicht klarkommen, Angst vor dem Coming-Out, Mobbing und vor allem auch verinnerlichter Homophobie. Und Traumata werden auch thematisiert.
Und gleichzeitig hat das Buch so viel Humor und warme Gefühle. So oft saß ich im Bus und hab vor mich hin gegrinst oder musste lachen. Das liegt auch unter anderem daran, dass die beiden Hauptcharaktere so real sind, man lernt sie so gut kennen, fühlt mit ihnen mit, freut sich mit ihnen, bangt um sie, will sie manchmal anschreien, weil sie etwas Dummes denken oder machen, kann aber gleichzeitig wunderbar nachvollziehen, warum sie das nun gerade getan oder gedacht haben.
Ein paar Kleinigkeiten haben mich aber auch gestört – teilweise war die Logik nicht komplett schlüssig, die Nebencharaktere waren teilweise recht stereotypisch, eine Freundin, die die beiden shippt, fand ich etwas problematisch und die Sprechart von Fives Oma wirkte auf mich bis zum Ende hin etwas gewollt – aber das alles sind nur Kleinigkeiten, über die ich aufgrund der tollen Hauptcharaktere, der Verbindung zu diesen, der Spannung, der tollen Story, der sehr clever angesprochenen Themen zu Minderheiten und LGBT+ Personen, dem Humor und einfach dem „Ich will weiterlesen!“-Gefühl gut hinwegsehen kann. Außerdem – Gedächtnislücken, da bin ich sowieso immer begeistert von, hier auch
Fazit: Eine spannende Geschichte mit interessanten Wendungen und Charakteren, spricht clever einige wichtige Themen an, hat Humor und LGBT+ Charaktere, lohnt sich.
Dieses Buch wurde mir freundlicherweise von der Autorin als Rezensionsexemplar* zur Verfügung gestellt. Vielen Dank nochmal!
*Rezensionsexemplar = Ich habe das Buch kostenlos bekommen, im Gegenzug zu einer ehrlichen Rezension.
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