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100 bis 109 Minuten, 2008, 7 Punkte, Dennis Gansel, Deutschland, Die Welle, Drama, Film, Fredreick Lau, FSK 12, Jürgen Vogel, Jennifer Ulrich, Max Riemelt, Peter Thorwarth, Rezension
Regisseur: Dennis Gansel; Drehbuch: Dennis Gansel, Peter Thorwarth; Erscheinungsjahr: 2008; Genre: Sozialdrama; FSK: 12, JMK: 12; Länge: 107 Minuten; Produktionsland: Deutschland; Darsteller: Jürgen Vogel, Frederick Lau, Max Riemelt, Jennifer Ulrich
Meine Bewertung: 7/10 Punkten
Inhalt:
„Ihr seid also der Meinung, dass eine Diktatur bei uns nicht mehr möglich wäre?“
Deutschland. Heute. Der Gymnasiallehrer Rainer Wenger startet während einer Projektwoche zum Thema „Staatsformen“ einen Versuch, um den Schülern die Entstehung einer Diktatur greifbar zu machen. Ein pädagogisches Experiment mit verheerenden Folgen. Was zunächst harmlos mit Begriffen wie Disziplin und Gemeinschaft beginnt, entwickelt sich binnen weniger Tage zu einer richtigen Bewegung. Der Name: „Die Welle“. Bereits am dritten Tag beginnen Schüler, Andersdenkende auszuschließen und zu drangsalieren. Als die Situation bei einem Wasserballturnier schließlich eskaliert, beschließt der Lehrer, das Experiment abzubrechen. Zu spät. „Die Welle“ ist längst außer Kontrolle geraten…
Meine Meinung:
Ein sehr interessanter und aufschlussreicher Film. Ich konnte bis auf ein paar einzelne Stellen total gut nachvollziehen, warum die Schüler nun so reagieren, was sie Positives an dem Ganzen sehen, mit welchen Argumenten sie es begründen, warum sie sich überhaupt nicht bewusst sind, was da eigentlich gerade mit ihnen passiert. Das war wirklich sehr gut und realistisch dargestellt.
Ich fand den Film leider an der ein oder anderen Stelle ein bisschen unlogisch – z.B. dass die Schüler plötzlich durch die ganze Stadt rennen, überall ihr Zeichen hin sprühen und genau gar nichts passiert. Das Ende fand ich dagegen sehr spannend, emotional, fesselnd, mitreißend und auch inhaltlich einfach super gelungen.
Außerdem fand ich die schauspielerische Leistung einiger Personen nicht so besonders toll. Im Gegensatz aber zu 1. Jürgen Vogel als der Lehrer Rainer Wenger, den er sehr überzeugend spielt und 2. Frederick Lau als Schüler Tim, der nie Anerkennung von seinen Eltern oder Aufmerksamkeit von seinen Freunden bekommen hat und sich dementsprechend in dieses Projekt mit jeder Faser und jedem Gedanken reinstürzt. Diese beiden haben wirklich toll gespielt.
Fazit: Ein sehr guter, interessanter, aufschlussreicher Film über die Entstehung autoritärer gesellschaftlicher Strukturen mit zwei tollen Hauptdarstellern, allerdings leider mit ein, zwei Logiklücken.
Ich fand den Film auch gut — allerdings hätte ich ihn mir teils noch ein wenig drastischer gewünscht. Dennoch toll gespielt und mitreißend.
Wie meinst du das, wenn die Schüler durch die Stadt ziehen und „genau gar nichts passiert“?
Was fandest du noch unlogisch?
Und welche schauspielerische Leistung hat dich nicht überzeugt?
Naja, du hast den Film gesehen? Ich fand als sie eben abends durch die Stadt rennen und überall ihr Logo auf die Wände, auf Glastüren, auf Autos, auf alles mögliche sprühen und die Polizei nichts macht, dass es nicht in der Zeitung steht (nur das eine Riesenlogo)… mh. Ansonsten… ich weiß ehrlich gesagt schon gar nicht mehr genau, was ich noch unlogisch fand, ich weiß nur noch, dass ich das noch ein-, zweimal während des Films gedacht habe. Merkwürdig fand ich es aber auch, dass die Schüler ihren Lehrer geduzt haben, aber gut, das mag ja sein.
Achso, doch – ich fand es auch unlogisch, dass die Schüler sich aufgrund des Projekts innerhalb von einem Tag plötzlich so gut verstanden haben, obwohl sie sich vorher ganz eindeutig nicht ausstehen konnten.
Ich fand das es bei einigen der Schüler teilweise aufgesetzt und unecht wirkte. Vor allem am Anfang des Filmes in der Klasse – der Lehrer stellt Fragen und die Schüler antworten – das wirkte alles sehr unecht und gestellt auf mich. Jennifer Ulrich (Karo) fand ich leider auch ab und zu mal nicht so überzeugend…
Ja, ich habe den Film gesehen.
Woher weißt du denn, dass es nicht in der Zeitung steht? Und es war bestimmt auch in den Nachrichten, aber wozu sollte man so etwas im Film zeigen. Das sind die logischen Dinge, die sich jeder Zuschauer vorstellen kann und die nur Langweile im Film schaffen würden. Auch die Polizei ist aktiv (schließlich laufen die Jungs ja vor ihnen weg), aber der Film will ja nicht Polizeiarbeit zeigen, sondern das Geschehen in der Klasse.
Es mag sein, dass es wenig glaubhaft ist, dass innerhalb so kurzer Zeit das Band in der Gemeinschaft so fest wird. Aber im Vordergrund steht ja auch nicht die Zeit, sondern die Mechanismen, die ablaufen. Würde man die Handlung auf längere Zeit auslegen, wäre es unlogisch, dass einem Lehrer erlaubt wird, ein solches Projekt so lange durch zu führen. Mal abgesehen davon finde ich es gar nicht so unlogisch, dass man sich schnell gut versteht. Solche Gemeinschaftsprojekte können durchaus eine solche Wirkung haben. Ich weiß noch, dass ich einmal mit meiner Klasse zur Stärkung des Klassenverbands drei Tage in einem Kloster war und es war wirklich recht schnell spürbar, dass man sich ganz anders annahm. Das hat gar nichts damit zu tun, dass man sich sofort mag. Es ist einfach die Akzeptanz, weil man im gleichen Projekt drin steckt.
Das mit dem Duzen erklärt sich vermutlich daher, dass es eine amerikanische Buchvorlage ist. Fand ich auch erst etwas befremdlich. Aber auch das mit der Projektwoche ist wohl eher ein amerikanisches Produket. Von demher ist es nur konsequent auch solche Eigenheiten zu übernehmen.
Und Lehrsituationen in der Klasse wirken auch in der Realität oft etwas gestellt, wenn du mal genauer hinguckst ;-)
Du scheinst den Film ganz schön gut zu finden :D
Das mit der Zeitung: Sobald das Riesenlogo in der Zeitung war, hat der Lehrer sich sofort total aufgeregt und es den Schülern gezeigt – ich denke, er hätte es nicht einfach ignoriert, wenn der Rest auch darin gestanden hätte. Außerdem meinte ich auch weniger die Zeitung selbst, sondern dass die Aktion keine, so gar keine Konsequenzen hatte, die Schulleitung hat nichts gesagt, die Polizei war nicht da, nichts. Klar soll es nicht um die Polizeiarbeit gehen, aber dass man mit so etwas so gänzlich ungeschoren davon kommt…
Okay, das kann sein, dass man bei so etwas so zusammenhält… Ich selber habe das sogar tatsächlich auch schon ähnlich erlebt, wie mir gerade auffällt, nur halt längst nicht so extrem. Wir haben eine Woche für PoWi das ÖkoWi-Planspiel gespielt, also einen Staat simuliert und haben uns dabei auch ziemlich zusammengehörig gefühlt und sind gemeinsam gegen Ungerechtigkeiten der Lehrer vorgegangen, indem wir sie in einem ihrer Ämter des Spiels einfach abgesetzt haben. :D Das war schon schön.
Das kann sein. Aber das mit der Projektwoche ist ja auch in Deutschland weit verbreitet.
Findest du? Mh… ich fand es jedenfalls im Film irgendwie unecht. Aber das kommt wohl auch einfach darauf an, wie der eigene Unterricht ist / war.
Nein, so gut finde ich den Film nicht. Nur finde ich deine Argumentation oft schwach. Und weil ich ja auch gelesen habe, dass du dich fürs Schauspielern interessierst, fordere ich dich nur ein bisschen heraus mich zu überzeugen. Aber nimms mir nicht übel, das ist nicht bös gemeint :-)
Alles klar :D Okay, ist ja eigentlich gut. Keine Sorge, das nehme ich dir nicht übel. ;)
Wie manipulierbar die Menschen sind und wie schnell sie sich wandeln können ist auch sehr eindrücklich im Film „das Experiment“ dargestellt.
Oh, das sieht gut aus. Danke :)
Das geht im Buch auch relativ schnell, auch wenn da nicht alles ganz so ist wie in dem Film. Es gibt einen älteren Film von 1981, der näher an der echten Handlung ist. Das ganze beruht übrigens auf einem Experiment, das 1967 tatsächlich durchgeführt wurde, daher denke ich, dass es wohl wirklich so schnell ging.
Bei Wikipedia gibt es einen Artikel dazu (die Welle 1981)
Ja, dass es auch einem wirklich durchgeführten Experiment beruht, wusste ich, hatte mich allerdings nicht näher damit beschäftigt. Danke für die Infos! :)
Ich fand den auch ziemlich gut. Das einzige Problem, dass ich damit hatte, war dass mir der Sinneswandel und dieser Gemeinschaftssinn bei den meisten Charakteren zu schnell kam. Kenne das Buch nicht, deshalb weiß ich nicht, ob die Zeitspanne da etwas länger war. Ansonsten aber wirklich ein guter Film.
Ja, genau. Das hat mich auch etwas gestört, dass es so schnell ging, da hätte man sich ruhig mehr Zeit lassen können – so lang ist der Film schließlich nicht mal. Das Buch kenne ich auch nicht.
Hätte man ja auch relativ simpel mit ein paar Zeitsprüngen machen können. So im Sinne von: 8 Wochen später, oder so.
Mh, stimmt. Auch wenn mir 8 Wochen auch wieder etwas zu lang erscheinen. Allerdings mag ich das nicht so, dass mein einfach nur kurz ein „8 Wochen später“ einblendet, aber man könnte ja in ganz kurzen Szenenausschnitten die Entwicklungen der Charaktere / der Aktionen zeigen, nur so 1-2 Minuten lang.
8 Wochen waren jetzt auch nur ein Beispiel. Großer Fan solcher Einbledungen bin ich auch nicht, aber so eine Collage aus Szenenausschnitten hätte da sicher funktioniert.
Im Buch ist vieles nicht so extrem, deshalb funktioniert es in einer Woche. Ich denke, die Filmemacher wollten an der ein oder anderne Stelle einfach extrem sein um deutlicher zu werden. Deshalb erscheint vielleicht der Verlauf innerhalb einer Woche etwas zu schnell, aber bringt es halt auf den Punkt und deshalb finde ich das durchaus gerechtfertigt. Mit einem Zeitsprung hätte es doch nur das Tempo des Films gestört, finde ich.
An die Möglichkeit, dass das Buch da eher zurückhaltend ist, habe ich gar nicht gedacht. Danke für die Info.
Im Film funktioniert die Dramaturgie so natürlich schon. Der Kritikpunkt ist auch eigentlich der einzige, den ich da habe. Es kommt mir eben etwas unglaubwürdig vor, dass so unterschiedliche Typen, die sich zuvor absolut nicht leiden konnten, 3 Tage später auf einmal beste Buddies sein sollen. Auch wenn es nur unter Vorbehalt dieses Experiments ist.
Mal davon abgesehen, dass sowas wahrscheinlich eh nicht komplett funktionieren würde. In einer Schulklasse hat man schließlich auch immer die Gruppen, denen alles was da passiert, völlig am Arsch vorbei geht. Die würden sich dann zumindest außerhalb der Schulzeit nicht wirklich an diese Gemeinschaft halten, denke ich.
Aber wie gesagt: Das ist das Haar in der Suppe. Der film ist trotzdem gut.
Ich auch nicht ;)
Ja, genau, dass mit den Schülern, die sich erst nicht ausstehen können und dann plötzlich so eng sind, fand ich auch unlogisch.
Und du hast zwar recht, in echt gäbe es immer jemanden, dem es völlig egal ist – aber die müssten dann halt aus dem Kurs raus, so wie Kevin (Maximilian Mauff) und Sinan (Elyas M’Barek) am Anfang auch. Nur dass sie halt doch wiedergekommen sind.